Aktueller Stand Gesundheitszentrum Spaichingen

Interview mit Herrn Michael Osypka, Geschäftsführer der Gesundheitszentrum GmbH, und Frau Carina Dettinger, am 12.7.2023

Förderverein: Sehr geehrter Herr Osypka, herzlichen Dank für Ihre Bereitschaft, uns über den Stand des Aufbaus des Gesundheitszentrums Spaichingen aktuell zu informieren. Unsere Mitglieder sind auf die neuesten Nachrichten sehr gespannt.

Osypka: Gerne berichte ich Ihnen dazu. Ich gehe der Reihe nach:

Bestandsgebäude (Bettenbau): Derzeit werden die Kosten der erforderlichen Renovierung ermittelt. Geplant ist, neben den bisher schon existierenden Arztpraxen dort – zu unterschiedlichen Zeiten – die Bettenstation der EAV (erweiterte ambulante Versorgung), das Schlaflabor mit Atemzentrum, die unterschiedlichen Interimslösungen, die Organisation „Bärenstark“, den Pflegestützpunkt mit „Showroom“, das Rechenzentrum des Landkreises mit Backup, das Gesundheitsamt und im Untergeschoss das PalliativNETZ unterzubringen.

Krankenhaus-Strukturreform: Es hat ja eine Einigung zwischen den Landesgesundheitsministern und dem Bundesgesundheitsminister stattgefunden. Das Thema bleibt daher in Arbeit. Bis zum Jahresende soll die Gesetzesvorlage verabschiedet sein, damit das Gesetz ab dem 1.1.2024 in Kraft treten kann. Wir möchten selbstverständlich als Gesundheitszentrum mit der geplanten EAV auf dem „Level 1 i“ dabei sein. Dafür ist hier bekanntlich eine Station vorgesehen.

Ich habe zur Gesetzgebung persönlich noch folgende Kritik: Es müsste dringend noch eine „Vorschaltung“ geben, um die bestehenden Krankenhäuser zu erhalten, bis das Gesetz umgesetzt werden kann. Denn diese sind in der Mehrzahl jetzt schon defizitär, und bis 2024 werden 80% der Kliniken defizitär sein. Die erforderlichen Zuschüsse der öffentlich-rechtlichen Krankenhausträger sind jetzt schon immens. Gemeinnützige Träger haben in der Regel zu geringe Reserven, um die Zeit finanziell zu überbrücken. Gibt es dafür keine Ausgleiche, wird dies zwangsläufig zu einer „Abmagerung“ führen. Denn im jetzt entschiedenen „Eckpunktepapier“ der Minister steht, dass das Gesamtbudget gleichbleiben muss. Wenn jetzt schon die Mehrzahl der 1500 Krankenhäuser in Deutschland defizitär ist, wird unter solchen Bedingungen diese Zahl an Krankenhäusern nicht erhalten bleiben können. Es wird derzeit damit nur eine Umverteilung stattfinden.

Für Spaichingen hat das alles derzeit keine finanziellen Auswirkungen. Spaichingen hat weiter gute Chancen als Institution auf „Level 1 i“, was der EAV sehr nahe kommt. Denn nach dem „Letter of Intent“ wird Herr Gesundheitsminister Lucha aus dem Projekt nicht herauskommen. Er hat es auch immer wieder andernorts als Vorbild propagiert. Die Institutionen auf „Level 1 i“ werden vermutlich im Krankenhausbedarfsplan bleiben.

Das MVZ des Klinikums hat mit Dr. Nau, dem Nachfolger von Dr. Stegmann in der chirurgisch-orthopädischen Praxis, einen neuen ärztlichen Leiter. Er wird mit uns entsprechend dem Bedarf eine geänderte Raumplanung der einzelnen Praxen erarbeiten, angefangen von der Chirurgie über die Kinderarztpraxis (in welcher es wahrscheinlich eine dritte Ärztin geben wird), die Allgemeinarztpraxis bis zur Frauenarztpraxis, wo Frauen und Kinder ja ihren Wartebereich auf dem Flur haben. Nach dem jetzigen Stand scheint eine sehr gute Lösung möglich zu sein.

Beim Bau des Pflegehotels wirken sich die Schwierigkeiten der Baubranche in Form gestiegener Kosten aus. Der Plan, die einzelnen Apartments in Teileigentum an einzelne Investoren zu verkaufen, ist vor dem Hintergrund der durch den Ukrainekrieg massiv gestiegenen Zinsen und damit der höheren Renditeerwartungen der Anleger derzeit äußerst schwer. Parallel wird nun ein Investor gesucht, der möglicherweise den Gesamtkomplex übernimmt. Die Firma Sozialinvest will auf jeden Fall ihre Planungen umsetzen, hat aber aus den genannten Gründen das Gelände noch nicht gekauft. Frau Rebbe-Meyer vom Unternehmen „Pflegehotel Willingen“ konnte allerdings in Verhandlungen erfreulicherweise durchsetzen, dass die rehabilitative Kurzzeitpflege besser vergütet wird.

Medizinisch-Pflegerisches Zentrum (MPZ) wird der neu zu erstellende Bau heißen, der die Teile des Bestandsgebäudes ersetzen wird, welche nicht saniert werden können. Hier sollen dann unter anderem das ambulante Operationszentrum, das MVZ, weitere Praxen, eine Apotheke, ein Sanitätshaus sowie andere medizinnahe Bereiche untergebracht werden. Auch soll der gastronomische Teil, z.B. in Form eines Cafes/Bäckerei oder ähnlichem abgedeckt werden. Der Prozess ist am Laufen, eine Kreistagsentscheidung ist für dieses Jahr noch vorgesehen. Es gibt Interesse von Investoren, deren Angebote dazu gerade ausgearbeitet und vorgelegt werden. Die Detailplanung ist dabei die Sache der Investoren.

Es wird ab dem Herbst oder nächsten Frühjahr wieder Angebote von Gesundheitstagen geben. Etwa vier Termine / Jahr sind geplant. Gedacht wird eventuell auch an ein interaktives Modell oder ein Video-Bürgertelefon. Darüber wird dann zeitnah noch konkret informiert werden.

Förderverein: Herr Osypka, wir danken Ihnen herzlich für diese Informationen. Wir sehen, der Prozess ist in Bewegung.

Wir hoffen sehr, dass sich die Krankenhaus-Strukturreform für Spaichingen positiv auswirken wird und endlich Bewegung in den Aufbau der EAV kommt, indem die erforderlichen Gesetze die künftigen Vergütungen regeln. Denn daran hakt es ja bisher noch.

Wir haben positive Signale der Hochschule für Musik Trossingen, dass die frühere Konzertreihe „Kultur&Klinik“ wieder aufleben könnte. Wir werden dafür einen Arbeitskreis bilden, der die Organisation in die Hand nimmt. Wir danken Ihnen für die Möglichkeit, an die gute langjährige Tradition der Konzerte im früheren Klinikgebäude wieder anknüpfen zu können.

Wir danken Ihnen sehr für das Gespräch.

Das Gespräch führten Dr. Albrecht Dapp und Kurt Klaiber am 12. Juli 2023